Exkursionsbericht Küttigen vom 16. Mai 2009
Autor: Walter Lüssi, Fotos: Thomas Ulrich
Kurz nach 9 Uhr konnte Paolo Trevisan 18 erschienene AGEO-Mitglieder begrüssen und in zwei Gruppen einteilen. Er und Thomas Ulrich führten uns in wohlgeordneten Einerkolonnen durch die Gebiete, welche wir jeweils im Herbst mähen und abräumen.
Viele Orchis militaris und Listera ovata in voller Blütenpracht und unzählige schwer zu erkennende knospige Gymnadenia conopsea gemahnten uns zur Vorsicht beim Begehen des Geländes. Leider sind hier im Gebiet um die “Grube“ dieses Jahr nur wenige Ophrys holoserica zu finden und die wenigen Ophrys araneola waren nur noch mit der letzten Blüte im fotogenen Zustand.
Eine Offenbarung jedoch war die Magerwiese neben der "Grube"! Tausende Klappertöpfe (zottiger wie auch kleiner) sowie Karthäusernelken, Witwenblumen, Margriten, Skabiosen, Salbei wetteiferten mit ihren Farben um den Vorrang und Knospen von Anacamptis pyramidalis wie auch Cephalanthera damasonium versteckten sich vergeblich in den Millionen Halmen der Aufrechten Trespe, des Glatthafers und des Ruchgrases. Oben am Hang verschwand eine Gämse im Wald, als sie der diskutierenden Gesellschaft gewahr wurde.
Die "Grube" allerdings, welche früher ein sehr orchideenreicher Standort war und durch die vielgelobte Ziegenbeweidung grausam in Mitleidenschaft gezogen wurde, zeigte sich immer noch in katastrophalem Zustand! Sie wird noch einige Jahre unseren Einsatz brauchen, bis sie sich wieder erholt hat!
Dann ging es steil hinauf in die „Judenhalde“, wo im immer wärmer werdenden Gebiet über den mageren Wiesen immer mehr Falter erwachten und uns umgaukelten. Himmelblauer Bläuling, Hauhechelbläuling und Kleines Wiesenvögelein feierten soeben Hochzeit und Waldbrettspiel wie auch diverse Weisslinge und Scheckenfalter flatterten durch die Lüfte. Ein nicht abreissender Zug des Distelfalters, unseres bekanntesten Wanderfalters Europas, wirbelte aus Süden kommend Richtung Norden. Kommen die Tiere wohl bis nach Skandinavien und Irland, wie es die Literatur angibt?
An Orchideen bestaunten wir hier nebst allen schon erwähnten Orchis mascula, Orchis ustulata (Neufund), knospige Platantheren beider Arten, Aceras antropophorum und zwei Bastarde Aceras x Orchis militaris. Am meisten Freude bereiteten natürlich 15 wunderschöne Ophrys holoserica und einige Ophrys insectifera.
Dass hier eben der Mensch nicht untätig war, zeigten einige Gartenflüchtlinge. Wahrscheinlich wurden sie einst hier eingepflanzt! Wir entdeckten Gelben Enzian, Clusius Enzian, Hasenglöckchen, Nabelnuss, Etrusker Geissblatt, Narzissen, Osterglocken, Gartenakelei, Schachblumen, Bauernsenf (lberis) und Korallenstrauch (Cotoneaster)! Beachtlich ist hier auch das natürliche Vorkommen der Akeleiblättrigen Wiesenraute. Die vielen im heissen Trockenrasen wachsenden übrigen Kräuter will ich für diesmal unerwähnt lassen und nur Freude daran haben.
Nach dem wohlverdienten Lunch in herrlicher Natur ging es über einen grasbewachsenen Schotterweg zurück nach Küttigen, wo uns Paolo entlassen konnte; ihm und Thomas danken wir für die geduldige und kompetente Führung.
Nachtrag: Wenige Tage später wurde am Acheberg noch ein weiterer Neufund entdeckt - ein Exemplar der Bocks-Riemenzunge (Himatoglossum hircinum).
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Aktualisiert 08. 09. 2009
