Top of ... - Flachdächer als Top-Orchideenbiotope
Autor und Fotos: Göpf Grimm
Top of Switzerland – dieser Werbespruch ist altbekannt.
Aber die Superlative Top of Hospital, Top of Reha-Klinik, Top of Credit Suisse, Top of Wasserwerk? Gestern habe ich diese Tops kennenlernen dürfen: Flachdächer als Top-Orchideenbiotope! Herzklopfen und Hühnerhaut habe ich bekommen beim Anblick der Tausenden von Orchis morio, Fingerwurz, Sumpfwurz und Herbstwendelähre – die beiden letzeren benötigen noch etwas Sonnenwärme, bis sie im Juli und August/September blühen. Bringen wir die nötige Fantasie auf, um auf unseren Flachdächern Orchideen erblühen zu lassen!
Nun aber die Erklärungen, Schritt für Schritt: Die zhaw, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Wädenswil, hat eine Exkursion zum Thema Dachbegrünung durchgeführt. Einer Handvoll Biologen, Gärtnern und AGEO-lern wurden ausgewählte Flachdächer in Zürich, Urdorf, Bellikon AG und St. Gallen gezeigt, auf die man sonst aus Sicherheitsgründen nicht hinaufkommt. Ein bekannter verschlossener Paradiesgarten ist das Seewasserwerk in Zürich-Wollishofen – eine Blumenpracht mit Aussicht auf den Uetliberg. Hier gedeihen Kleines Knabenkraut, Breitblättrige, Fleischrote und Fuchs‘ Fingerwurz, Grosses Zweiblatt, Mückenhandwurz, Echte Sumpfwurz und sogar Bienenragwurz. So müssen die Wiesen im Mittelland vor 100 Jahren ausgesehen haben, denn diese Dächer sind ein lebendiges Pflanzenarchiv. Beim Bau wurden über die Stahlbetondecken 20 cm Humus von der Baustelle eingebracht – fertig. Nicht ganz, denn jedes Jahr wird die Pracht im Oktober gemäht und abgeräumt. Was passiert, wenn drei Jahre nicht gemäht wird, hat ein Versuch gezeigt: Glatthafer und Trespe gewinnen die Oberhand, die Wiesen werden fetter und die Orchideen gehen massiv zurück.
Und wie machen wir praktisch unsere Flachdächer zu Orchideenbiotopen? Beim Neubau auf die Dichtungsfolien 10 cm hoch magere Erde aus der Umgebung aufschütten; wenn die Deckenkonstruktion soviel nicht trägt, unten 10 cm hoch Strohhäcksel, darauf 5 cm mageren Humus. Zum Ausmagern Kalk-Steinmehl ausbringen und sich mit Geduld wappnen, denn für die Orchideen auf allen besuchten Dächern gilt: vom Winde verweht. Bestehende Dachbegrünungen können je nach Substrat ausgemagert oder mit etwas Humus angereichert und so orchideentauglich gemacht werden. Natürlich braucht es einen Herbstschnitt, klar müssen Klee, Bäume und Goldrute gezielt eliminiert werden, eine aufwändige Pflege aber ist unnötig.
Orchideen-Flachdächer, eine Top – Idee?! Die geschaute Pracht motiviert mich zum Hinschauen, Zuhören und zum Weiterdenken. Für 2011 erwäge ich eine Exkursion zum Thema Dachbegrünung mit Besichtigung und praktischen Informationen darüber, wie wir der Natur in nächster Nähe Raum geben können. Lassen wir uns alle zum Einsatz für die Natur und für unsere Lieblinge motivieren!
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Aktualisiert 29. 06. 2010