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Eines der letzten Vorkommen im Berner Oberland

Autor und Fotos: Stefan Grünig

Hummel-Ragwurz, Foto Stefan Grünig Ophrys holoserica, Hummel-RagwurzEs gibt sie noch, die Hummelragwurz am Ufer des Thunersees. Wir, unsere kleine „IG Orchi­deen Thunersee“, werden das Gebiet in den kom­menden Jahren weiterhin eingehend be­obachten und zu schützen ver­suchen. Es handelt sich dabei unter anderem um Gemeinde­land, welches eigentlich vom Kanton für eine Ersatzaufforstung eingesetzt werden sollte. In den 1970er Jahren blühten hier noch über 160 Hummelragwurz und auch einige „Bienen“. 2010 mussten wir die traurige Zahl ‚0‘ zur Kenntnis nehmen, doch heuer sind es doch bereits wieder 6 starke, stattliche Pflanzen.
Wir sind eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Orchi­deenliebhabern und Grundeigentümern, welche sich vor drei Jahren zur „IG Orchideen Thunersee“ zusammengetan haben - ohne Vereinsorganisation und ohne grosse Medienpräsenz. Wir möchten nicht in der breiten Öffentlichkeit auftreten, da dies die seltenen Blumen zusätzlich gefährden könnte.

Unser am meis­ten versiertes Mitglied ist Beat Bühler, welcher sämtliche, auf dem Gemeindegebiet von Sigriswil wachsenden Orchideen, seit den 1970er Jahren ein­gehend beobachtet und akribisch erfasst. Als stille Persönlich-keit, ging er so über Jahrzehnte seiner Lei­denschaft nach, ohne jemandem davon zu erzählen. So ist bei ihm ein wertvolles Werk entstanden, wel­ches sich mittlerweile über mehrere Bundesordner erstreckt. In Sachen „Einheimische Orchi­deen am Thunersee“ ist er ein absoluter Profi, dessen Fach­wissen auf keinen Fall verloren gehen darf. Peter Brechbühl führt eine Drogerie in Sigriswil und betreibt einen beschrifteten Heilpflanzengarten. Auch er interessiert sich sehr für botanische Belange und ist zugleich unser Bindeglied zu den Behörden. Meine Frau Sandra und ich haben die beiden Herren vor drei Jahren aus­findig gemacht, auf der Suche nach den noch verbleibenden Ragwurzarten am Thunersee, welche wir gerne fotografisch do­kumentiert hätten. Als Naturfotografen, welche jede freie Minute in unser gemeinsames Hobby investieren, nehmen die einhei­mischen Orchideen in unserem Schaffen eine zentrale Rolle ein. Wir vier sind sozusagen der Kern der IG.
An einer Info-Veranstaltung im Jahr 2011, an welcher leider nicht alle angeschriebenen Grundeigentümer erschienen, haben wir zudem einige weitere Interessenten aufgenommen, auf deren Land sich seltene Orchideen befinden und welche sich auch für deren Schutz engagieren wollen. Natürlich gehört da auch die Vertretung der Einwohnergemeinde Sigriswil dazu, welcher der wohl bedeutendste Standort „Grönbach“ gehört.

Orchideen-Statistik Auf den Statistiken von Beat Bühler ist im Allgemeinen der erschreckende Rückgang der Artenvielfalt am rechten Thuner­seeufer festzustellen. Zählte er im Jahr 1977 an diesem wichtigen Standort noch 164 Hummel- und 19 Bienenragwurz, so hat sich die Zahl der blühenden „Hummeli“ in den letzten Jahren bei 1-5 eingepen­delt und die Bienenragwurz ist hier ganz verschwunden, blühte jedoch 2012 zu unserer Verwunderung an anderer Stelle üppig. Dieser stete Schwund darf unter keinen Umstä nden so weiter gehen.

Ophrys holoserica, Hummel-Ragwurz, Foto Stefan Grünig Ophrys holoserica, Hummel-RagwurzDa im unteren Grönbach vom Kanton momentan ein Geschiebesammler gebaut wird und die steile Wiese danach als Ersatzaufforstung bepflanzt werden sollte, wehrte sich die IG Orchideen Thunersee mit Händen und Füssen gegen diese Aufforstung. Sie hätte das endgültige Ende des Standorts mit seinen wertvollen Orchideen bedeutet. Von Seite Gemeinde hat man sofort eingesehen, dass der Schutz der Blumen wichtig ist. Nach einer kürzlich erfolgten Begehung mit den Verantwortlichen des Kantons steht nun definitiv fest, dass ein Schutz und eine Pflege gewährleistet werden kann. Dank der Lieferung von Fotos und Kartie­rungsmaterial wurde der Wert des Standorts erkannt und unbürokratisch auf die Ersatz-aufforstung verzichtet. Während im letzten Jahr aufgrund von intensiver Beweidung keine Ragwurzen mehr gefunden werden konnten, durften wir doch in diesem Jahr am Grönbach wieder 6 wun­derschöne „Hummeli“ und bei Ralligen sogar 9 „Bienchen“ zählen. An allen anderen beobachteten Plätzen in der Gemeinde Sigriswil sieht‘s auch 2012 mit diesen Orchideen schlecht aus, trotz aktiven Grund­eigentümern, welche auf die Blumen achtgeben.



Wie weiter?
Mit unserer kleinen Gruppe versuchen wir in Zusammen­arbeit mit der Einwohnergemeinde Sigriswil und den kantonalen Stellen eine einfache Pflege des künftig glücklicherweise nur sehr schwer zugänglichen Standortes zu erreichen. Ich denke, wir werden die Wiese sicherlich 1x pro Jahr mit Trimmern mähen. Die einzelnen Ragwurzen haben wir mit Stecklein markiert, um diese dabei nicht zu erwischen. Danach wollen wir schauen, was wir mit sanften Ausholzungen an den anderen Standorten erreichen können. Natürlich alles im beschränkten Rah­men, da wir eine kleine Gruppe von Naturfreunden sind, welche sonst im Beruf stark ausgelastet sind.
In diesem Sinne hoffe ich, der AGEO unsere kleine IG ein we­nig näher gebracht zu haben.



Für eine Kontaktaufnahme: Stefan Grünig / kontakt@natur-welten.ch

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Aktualisiert 17. 09. 2012

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