Die Gattung Waldhyazinthen (Platanthera) in der Schweiz
Text: Ruedi Peter
Glossar: Erläuterung der Fachbegriffe
Die Gattung Platanthera kommt in gemässigten Breiten vor, in Europa, Asien und Amerika. Bei uns
gibt es 2 Arten: Platanthera bifolia (Zweiblättrige Waldhyazinthe) und Platanthera chlorantha
(Grüne Waldhyazinthe).
Der Name Waldhyazinthe bezieht sich auf den Duft der Blüten. Die Waldhyazinthen werden von Nachtfaltern
bestäubt. Duft am Tage ist unnötig, da Nachtfalter nur in der Nacht aktiv sind. Weisse Blütenfarbe
wird übrigens in der Nacht besser gesehen.
Bestimmungsschlüssel
• | Pollenfächer parallel, Sporn am Ende nicht verbreitert | Platanthera bifolia |
• | Pollenfächer gegeneinander laufend, Sporn am Ende verbreitert | Platanthera chlorantha |
Platanthera bifolia (L.) L. C. M. Richard
Stängel | 15-80 cm hoch, hellgrün |
Blätter | 1-3 scheidige Schuppenblätter, 2 (selten 3-4) annähernd gegenständige grundständige Laubblätter, 1-4 lanzettliche, tragblattartige Stängelblätter; Laubblätter ungefleckt, hellgrün, oval bis breit-lanzettlich, 7-20 cm lang, 1,5-5 cm breit |
Blütenstand | zylindrisch, bis 25 cm lang, locker und meist vielblütig |
Tragblätter | lanzettlich, so lang wie der Fruchtknoten |
Blüten | weiss bis leicht gelblich, gross |
Sepalen | seitliche schief-lanzettlich, stumpf, abstehend, 8-10 mm lang und 3-5 mm breit; mittleres Sepalum schlank herzförmig, 4,5-8 mm lang, mit den Petalen helmförmig zusammengeneigt |
Petalen | sichelförmig gebogen, bis 8 mm lang und 1,5-3 mm breit |
Lippe | abwärts gerichtet, ungeteilt, zungenförmig, 8-15 mm lang und 2-3 mm breit, an den Spitzen grünlich; Sporn waagrecht, fadenförmig, dünn, gleichmässig dick, 20-30 mm lang, viel länger als der Fruchtknoten |
Pollenfächer | eng beieinander liegend, parallel |
Blütezeit | Mitte Mai bis Mitte August |
Verbreitung | in fast ganz Europa und Vorderasien in der temperaten Zone verbreitet, ostwärts bis Zentralsibirien, im Südosten bis in den Kaukasus und nach Persien |
Schweiz | Jura und in den nördlichen Voralpen, seltener im Mittelland, in den Alpen und im Tessin |
Häufigkeit | stellenweise häufig; bedroht durch Entwässerung und Düngung |
Biotop | Magerwiesen, Moore, lichte Föhrenwälder, Laubmischwälder, auf trockenen bis feuchten, humosen Böden, auf Urgestein und Kalk |
Höhe | vom Tiefland bis 2500 NN |
Hybriden | in der Schweiz mit Platanthera chlorantha, Gymnadenia conopsea (?) |
Bemerkungen | Eine Varietät der Alpen wird als var. subalpina Brügger bezeichnet. Sie ist in allen Teilen kleiner als die Normalform. |
Platanthera chlorantha (Custer) Rchb.
Stängel | 20-80 cm hoch, hellgrün |
Blätter | 1-3 scheidige Schuppenblätter, 2-3 grosse Laubblätter nahe am Boden, diese oval bis breit-lanzettlich, 6-15 cm lang und 2-5 cm breit, kahl, fettglänzend, am Stängel 3-5 tragblattähnliche Blätter |
Blütenstand | 5-20 cm lang, locker und meist vielblütig |
Blüten | weisslich grün |
Sepalen | seitliche schief-eiförmig, stumpf, abstehend, 9-12 mm lang, 3-7 mm breit, mittleres Sepalum breit-herzförmig, stumpf, 5-8 mm lang, mit den Petalen helmförmig zusammengeneigt |
Petalen | linealisch-lanzettlich, oft sichelförmig gebogen, kürzer als die seitlichen Sepalen |
Lippe | abwärts gerichtet, ungeteilt, zungenförmig, 10-18 mm lang und 2,5-4,5 mm breit, hellgelbgrünlich |
Sporn | waagrecht, fadenförmig, 20-45 mm lang, viel länger als der Fruchtknoten, am Ende seitlich flach gedrückt und verbreitert |
Pollenfächer | nach unten weit auseinander spreizend |
Blütezeit | Mitte Mai bis Anfang August |
Verbreitung | Europa und Vorderasien, von der meridionalen zur temperaten Zone, im ozeanischen Skandinavien in die boreale Zone vordringend, im Südosten bis in den Kaukasus und nach Persien |
Schweiz | Jura und in den nördlichen Voralpen, im Wallis und im Kanton Graubünden, seltener im Mittelland und im Tessin |
Häufigkeit | stellenweise verbreitet; bedroht durch Düngung |
Biotop | Magerwiesen, Riedwiesen, Flach- und Hangmoore, lichte Föhrenwälder, Laubmischwälder, Gebüschzonen, meist auf Kalkböden, selten auf schwach sauren Böden |
Höhe | vom Tiefland bis 2300 NN |
Hybriden | in der Schweiz mit Platanthera chlorantha, Coeloglossum viride (?) |
Bemerkungen | Ob der Name Platanthera chlorantha Gültigkeit hat, ist umstritten; möglicherweise ist der Name Platanthera montana (F. W. Schmidt) Rchb. f. gültig. |
Ruedi Peter
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Aktualisiert 05. 03. 2009