2002 Jahr der Braunroten Stendelwurz / Sumpfwurz
Epipactis atrorubens (Hoffm.) Besser
Ergebnisse
Die Epipactis atrorubens ist wohl zusammen mit Epipactis helleborine die häufigste Stendelwurz-Art der Schweiz. Im Gegensatz zu
anderen Epipactis-Arten ist diese attraktive Stendelwurz-Art einfach zu bestimmen.
Die Kartiererinnen und Kartierer der AGEO suchten in der ganzen Schweiz und den angrenzenden
Gebieten Deutschlands, Frankreichs, Liechtensteins, Italiens und Österreichs nicht weniger
als 245 Gemeinden ab und fanden die Art an 579 Fundorten. In Bergün im Kanton Graubünden
fanden sich die meisten Populationen (38).
Die Verbreitungskarte mit den Daten der letztjährigen Kartierung ergibt folgendes Bild:
Schwerpunktsmässig ist die Braunrote Stendelwurz im Jura
und in den Alpen verbreitet. Im Mittelland tritt sie nur vereinzelt auf. Vergleicht man nun die
letztjährige Verbreitungskarte mit den Daten der letzten Jahrzehnte, ergibt sich ein
ähnliches Bild: nahezu eine durchgehende Besiedelung der Juras und des Alpenraums mit
Ausnahme der nördlichen Zentralalpen und des Nordtessins. Dieses Verbreitungsmuster entspricht in weiten Teilen der Verbreitung von
silikatischen Gebieten, wo der Untergrund sauer ist, also für Epipactis atrorubens
ungeeignet ist. Dies erklärt allerdings nicht weshalb grosse Teile des Mittellandes
Epipactis atrorubens frei sind. Vielleicht hängt dies mit der schon seit langem anhaltenden
menschlichen Nutzung des Gebietes zusammen.
Biotop und Höhenverbreitung
Meist findet man die Art auf Kalkböden warmer und sonniger Lagen, vor allem in lichten Laub- und Nadelwäldern, Blockschutthalden und Pfeiffengraswiesen. Oft tritt sie zusammen mit Ophrys insectifera auf. Strassenböschungen und Wegränder sind beliebte sekundäre Habitate dieser Art. Als Pionierart tritt sie zuweilen in Steinbrüchen auf. In der Schweiz gedeiht sie vom Tiefland bis auf 2400m. Dies konnte auch im Rahmen der letztjährigen Kartierungskampagne bestätigt werden (s. Höhenverbreitungskarte). Extremwerte unserer Kartierung sind: 280m in Caslano/TI und 2200m Tschierv/GR.
Veränderung in den letzten Jahrzehnten, Gefährdung und Schutz
Quadranten gefüllt werden (z.B. im Jura um den Lac de Joux, Tessin). Einzelne Quadranten konnten nicht bestätigt werden (s. Verbreitungskarte Datum 31. Dez. 2001). Allerdings dürften die meisten dieser Quadranten wieder bestätigt werden, sobald das Bewirtschaftungsregime geändert würde. Hier wurde zu frühes Mähen oder zu starke Beweidung resp. Verbuschung gemeldet. Bei einigen Quadranten wurden Sturmschäden gemeldet. Auch hier dürfte die Art nach einiger Zeit wieder auftreten. Insgesamt handelt es sich bei Epipactis atrorubens um eine der häufigsten Orchideen der Schweiz, deren Bestand zur Zeit nicht gefährdet ist. Lediglich Störungen, die bei fast allen einheimischen Orchideen Probleme verursachen (z. B. Düngereintrag) führen zu einem dauerhaften Verschwinden dieser Art. Ihre Fähigkeit als Pionierart neue Habitate zu besiedeln, dürfte zudem den Verlust von Fundstellen wieder wett machen.
Allen Mitarbeitenden sei an dieser Stelle für Ihren Rieseneinsatz gedankt!
Autoren: Alexander Kocyan / Ruedi Irniger
Alle Ergebnisse vom "Jahr der ..."
2001: Limodorum abortivum 2002: Epipactis atrorubens 2003: Jahr des Kanton Aargau 2004: Malaxis monophyllos 2005: Cephalanthera damasonium 2006/2007: Ophrys holoserica 2008/2009: Listera cordata 2010: Breitblättrigen Stendelwurz 2011/2012: Holunder-Fingerkraut 2013/2014: Fliegen-Ragwurz 2015: Langspornige Handwurz 2016/2017: Kugelorchis 2018: Männliches Knabenkraut 2019/20: 5 Wald-Epipactis-Arten 2021: Frauenschuh 2022: Einorchis
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Aktualisiert 05. 03. 2009
