2005 Jahr des Weissen (Bleichen) Waldvögeleins
Cephalanthera damasonium (Miller) Druce
Beschreibung der Pflanze | |
Synonyme: | Cephalanthera alba (Crantz) Simonkai; Cephalanthera grandiflora S.F. Gray; Cephalanthera pallens L.C.M. Richard. |
Etymologie: | Damasonium ist ein antiker Pflanzenname (Plinius) für eine Pflanze, die heute nicht mehr identifizierbar ist. |
Unterirdische Teile: | Rhizom kurz, kriechend, meist verzweigt und stark bewurzelt. |
Stängel: | 12-50 cm hoch, kahl, ziemlich robust. |
Blätter: | 2-5 Schuppenblätter; Laubblätter 2-5, oval bis elliptisch, zugespitzt, wechselständig am Stängel verteilt, waagrecht abstehend bis schräg aufwärts gerichtet, die unteren kürzer. |
Brakteen: | Untere Tragblätter laubblattartig, die Blüten überragend, die oberen fast so lang wie die Fruchtknoten. |
Blütenstand: | Sehr locker, manchmal lang gestreckt bis 20 cm, mit 3-15 Einzelblüten. |
Blüten: | Mittelgross, steil aufwärts gerichtet, rahmweiss, gelblich weiss oder elfenbeinfarbig (nie rein-weiss). Blütenblätter meistens zusammengeneigt, d.h. kaum oder nur wenig geöffnet, Lippe oft im Perigon verborgen. In Hypochil und Epichil gegliedert, spornlos. Epichil mit 3 eidottergelben Längsleisten. |
Bestäubung: | Wahrscheinlich Selbstbestäubung bei ausbleibender Fremdbestäubung (Samenkapselansatz meist fast zu 100 %). Kapseln steil aufwärts gerichtet, bis in den Spätherbst erhalten bleibend, so dass die Art in fruchtendem Zustand fast immer einwandfrei identifiziert werden kann. |
Blütezeit: | Mai bis Anfang Juli, je nach Lage und Höhe eines Fundortes. |
Lebensräume: | Nadelholzforste, Waldränder und Hecken, seltener auf Halbtrockenrasen. Manchmal auch an Waldwegrändern und Wegböschungen (Lichtregime, Eintrag von ortsfremdem Schotter). Besiedelt Sekundär-Standorte in Park- oder Gartenanlagen, hie und da auch Aufschüttungen in Wäldern (z.B. für Wasserreservoire). Auf frischen kalkhaltigen Böden vom Tiefland bis gegen 1400 m (1600 m). (Oft mit Neottia nidus-avis zusammen, in tieferen Lagen der nördlichen Schweiz manchmal auch mit Epipactis helleborine oder Epipactis viridiflora [purpurata].) |
Verbreitung: | Europa und Vorderasien, von der meridionalen zur temperaten Zone. Nordafrika?, Ostspanien, Balearen, Frankreich, Südengland, südl. Skandinavien (Dänemark, Insel Gotland), Deutschland, Benelux, Alpenländer, Italien, Korsika, Sardinien, Sizilien, Balkan, Griechenland, Kreta, Zypern, Türkei, Libanon, Israel, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Bulgarien, südl. Russland (Krim, Kaukasus), nördl. Persien. |
Häfigkeit: | Verbreitet in allen Regionen mit kalkhaltigen Böden. Kommt aber auch auf neutralen, selten auf schwach sauren Böden vor. Fehlt in Gebieten ohne Wald oder mit saurem Untergrund. C.damasonium ist an ihrem Wuchsort oft nicht konstant. Sie verschwindet manchmal ziemlich rasch wieder, um an einer anderen Stelle in der Nähe erneut zu erscheinen. |
Gefährdung: | In Wäldern relativ wenig gefährdet. Stickstoffeintrag aus der Luft könnte zum grossen Problem werden, auch für viele andere Orchideen-Arten. Standorte in Magerwiesen, Hecken oder Waldrändern sind wegen Düngereintrag aus angrenzenden, intensiv genutzten Flächen mehr oder weniger bedroht, aber auch wegen Überbeweidung oder Überbauung. Wuchsorte an Wegrändern und Wegböschungen sind teilweise akut gefährdet, weil die Wegpflege- oder Strassenunterhaltsarbeiten zu einem verfrühten Zeitpunkt in Angriff genommen werden (oft schon ab Mitte Mai). |
Hybriden: | Laut Reinhard et al. (1991) für die Schweiz keine Meldungen. Cephalanthera damasonium x longifolia kommt nach neueren Beobachtungen bei uns jedoch vor: Leuk VS, 2 Ex. aufgefunden von R. Wüest et al. am 12.5.2001 nordöstlich oberhalb der Satelliten-Station (9611/4). Zwei weitere, aber nicht 100%-ig gesicherte Nachweise: Gänsbrunnen, Subigerberg, beobachtet von B. Waldeck und Th. Ulrich am 30.5.2002 (8710/2). Nordöstlich oberhalb Château-d'Oex, über felsiger Wegböschung an der Waldstrasse Nähe "Les Perreys", gesehen von W.Schmid am 20.6.1983 (Grenzgebiet 9508/2 zu 9509/1). |
Besonderheiten: | Wächst manchmal in grösseren Beständen in
jüngeren Fichten- oder Föhren-Anpflanzungen, sofern eine zum Gedeihen noch
ausreichende Lichtmenge vorhanden ist. (Beschrieb unter Einbezug diverser Literaturquellen wie Kümpel [1996], Presser [2000], Reinhard et al. [1991], Sundermann [1980] sowie gemäss eigenen Beobachtungen von W. Schmid. |
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Aktualisiert 23. 03. 2009
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